Die Sprache des Herzens (Originaltitel: Marie Heurtin) ist eine französische Filmbiografie aus dem Jahr 2014 von Jean-Pierre Améris, der auch mit Philippe Blasband das Drehbuch schrieb. Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Marie Heurtin, einem taub und blind geborenen Mädchen im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts. Der Film gewann den Variety Piazza Grande Award beim Internationalen Filmfestival von Locarno.
Handlung
Frankreich Ende des 19. Jahrhunderts. Im Institut Larnay kümmern sich die Nonnen um einige taube Mädchen, welche in ihre Obhut gegeben wurden. Unter den Nonnen ist auch die lungenkranke Schwester Marguerite, die bisher jedoch hauptsächlich mit der Arbeit im Klostergarten betraut wurde.
Ein Mann fährt mit seinem Karren auf dem Hof vor. Neben ihm sitzt ein junges Mädchen, zu seiner eigenen Sicherheit festgebunden auf dem Kutschbock, aber offenbar glücklich. Es macht einen stark verwahrlosten Eindruck: Die Haare sind nicht gekämmt, geradezu verfilzt, sie ist barfüßig, statt eines Kleides trägt sie ein schmutziges Hemd mit langen Ärmeln. Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass sie anders als die anderen Mädchen nicht nur taub, sondern sogar taub-blind ist. Der Mann, ihr Vater, wendet sich an die Mutter Oberin und erklärt, dass seine Tochter zwar dringend einer Betreuung bedürfe, er sie aber nicht in eine Irrenanstalt geben möchte, wie ihm von einem Arzt angeraten wurde.
Marie ahnt wohl, was mit ihr geschehen soll, und flüchtet sich in die Äste eines Baums. Schwester Marguerite versucht sie zu beruhigen und vom Baum herunter zu holen. Dabei hat sie starke Empfindungen, über die später in ihr Tagebuch schreibt: "Heute bin ich einer Seele begegnet ...." Schließlich bedeutet die Mutter Oberin dem Vater des Mädchens, dass dessen Aufnahme in das Kloster aufgrund seiner doppelten Behinderung und offensichtlich fehlenden sozialen Kompetenz nicht in Frage kommt. Monsieur Martin muss Marie wieder mit nach Hause nehmen.
Schwester Marguerite jedoch bestürmt die Oberin geradezu ihr zu erlauben, Marie zurückzuholen und zu versuchen sie zu unterrichten. Nach einigem Hin und Her gibt die Oberin schließlich nach, und Schwester Marguerite macht sich zu Fuß auf den Weg. Zu großen Teilen zu Fuß kehrt sie auch mit Marie (an einem kurzen Handgelenk-Riemen) zurück. Sie bemerkt auf ihrer Wanderung, dass Marie im positiven Sinne besonders stark auf Berührungsreize wie das warme Fell einer Kuh oder das schnell fließende Wasser eines Baches reagiert. Auch fremde Menschen beurteilt Marie, indem sie ihnen intensiv das Gesicht abtastet. Das letzte Stück des beschwerlichen Wegs schiebt sie Marie in einer Schubkarre.
Maries Erziehung erweist sich als monatelanger, kräftezehrender, mitunter brutal anmutender Kampf. In einem Schlafsaal mit den anderen Mädchen zu nächtigen ist praktisch unmöglich. Immerhin schafft Schwester Marguerite es, sie zu baden, in ein Kleid, Strümpfe und Schuhe zu stecken und ihr die Haare zu kämmen und zu einem Zopf zu binden. Im Speisesaal sitzt Marie lange nur vor ihrem Gedeck und weigert sich zu essen. Schwester Marguerite zweifelt oft an sich und wendet sich in diesen Situationen an ihr Tagebuch, aber gibt niemals auf. Als sie wieder einmal nahe daran ist zu verzweifeln, macht Marie ihre erste verwertbare Gebärde: Messer.
Nach einiger Zeit kommen Maries Eltern zu Besuch und treffen ihre Tochter im Beisein von Schwester Marguerite. Sie können kaum glauben, was sie sehen. Marie spricht mit ihnen in Gebärdensprache und Schwester Marguerite übersetzt. Marie vermag sogar ihren Namen aus hölzernen Buchstaben zusammenzusetzen. Ihre Eltern sind sehr gerührt.
Marguerites Krankheit meldet sich mit einem Schwächeanfall, als einziger Ausweg wird ihr Ruhe und Bergluft genannt. Die Oberin vermeint, Marie damit zu schonen, dass ihr Marguerites Abschied zu einer Klinik in den Bergen verschwiegen wird. Dies führt zu einem schlimmen Rückfall. Man weiß sich nicht anders zu helfen als Marguerite davon in Kenntnis zu setzen, die daraufhin ihren Klinikaufenthalt sofort abbricht. Marie beruhigt sich wieder, nur Schwester Marguerite erleidet jetzt ihrerseits einen Zusammenbruch. Sie erholt sich davon nicht wieder, sondern verfällt langsam immer mehr.
Marguerite möchte auf keinen Fall, dass Marie sie so erlebt, und schließt sie aus ihrem Zimmer aus. Wieder erleidet Marie einen Rückfall, benimmt sich wie tollwütig, hämmert an die Tür. Marguerites gute Freundin, die selbst gehörlose Schwester Raphaëlle, die schon zuvor bei Rückschlägen vermittelt hatte, redet ihr vergeblich zu Marie wieder in ihr Leben zu lassen. Erst die Oberin, zuvor in ihrer Skepsis bisweilen Marguerites Arbeit erschwerend, kann sie umstimmen, indem sie deren eigene Auflehnung gegen das Sterben als wahres Motiv durchschaut und aufzeigt. Von da an hilft Marie liebevoll bei Marguerites Pflege. Sie versteht, dass Marguerite sterben muss und es keine Rettung geben wird, aber sie möchte sie wenigstens auf ihrem letzten Weg begleiten. Auch nach dem Tod von Schwester Marguerite zeigt sich Marie gefasst. Schwester Marguerite hat es geschafft: Marie ist im Leben angekommen.
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