Ein junges Mädchen: das ist wie ein Stern
Ein junges Mädchen: Das ist wie ein Stern: Die ganze Erde dunkelt ihm entgegen Und ist ihm aufgetan wie einem Regen, Und niemals trank sie einen seligern.
Ein junges Mädchen: Das ist wie ein Schatz, Vergraben neben einer alten Linde; Da sollen Ringe sein und Goldgewinde, Doch keiner ist erwählt, daß er sie finde: Nur eine Sage geht und sagt den Platz.
Ein junges Mädchen: Daß wir's niemals sind. So wenig hat das Sein zu uns Vertrauen. Am Anfang scheinen wir fast gleich, als Kind, Und später sind wir manchmal beinah Frauen Für einen Augenblick; doch wie verrinnt Das fern von uns, was Mädchen sind und schauen.
Mädchen gewesen sein: Daß es das giebt. Als sagte Eine: Einmal war ich dies Und zeigte dir ein Halsband von Türkis Auf welkem Sammte; und man sieht noch, wie's Getragen war, verloren und geliebt.
Rainer Maria Rilke aus Gedichte, Nachlass, Vollendetes.
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