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Registriert: 9. Mär 2008, 13:00 Beiträge: 3571
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partsofme Verfasst am 14.03.2009 20:11
All ihr Lieben,
eine Flut von Wörtern hat sich hier während meiner kurzen Abstinenz wieder angesammelt, die kaum zu bewältigen ist, dabei wäre doch jedem einzelnen größte Beachtung zu schenken.
Ich fange mal von hinten an bei der Sense. Ein wahrhaft detektivischer Spürsinn, der sich da bei dir bemerkbar macht, lieber Reiner! Ich hoffe allerdings, dass deine Anregung bezüglich der verschiedensten Aufbewahrungs- und Wiederverwendungsmöglichkeiten auf taube Ohren stoßen bei der Gerichtsmedizin. Ebenso hoffe ich für dich, dass du beim "zwischen die Finger Kriegen" des Kühlschranks, eben jene Finger in abdruckverhindernde Handschuhe gekleidet hattest, ansonsten könnten deine Spuren und die allzu leichtsinnige Herausgabe von streng geheimen Informationen (wie Adressen und Telefonnummern) gehörig nach hinten losgehen. Da sich die Sensengasse nur unweit meines Uni-Instituts befindet, wäre ich durchaus bereit, dieser mal einen kurzen Besuch abzustatten, auch wenn ich Chris vermutenderweise Recht geben muss damit, dass diese höchstwahrscheinlich nicht zu den sehenswertesten Prunkstraßen der Stadt zu zählen sein dürfte. (Die Sensengasse grenzt im übrigen direkt an die Lazarettgasse und die Spitalgasse an, was aufgrund der kurzen Transportwege durchaus logisch erscheint, wie ich meine - nur so als Detail am Rande.) Jedenfalls bin ich umso stolzer, in dieser Stadt zu wohnen, je mehr von der allumfassenden Morbidität ihre Gassen durchzieht, und dank euren Ausführungen, ist der metaphorische Leichengeruch wieder etwas stärker vernehmbar geworden - vielen Dank dafür!
Bei so viel kriminalistischem Spürsinn, sehe euren geplanten Mönchs-Ausgrabungen sehr optimistisch entgegen - allfälliges Beweismaterial kann ja dann bei der nächsten Kühlschranklieferung mitversandt werden, dann hält es sich auch länger frisch.. Auch das mysteriöse Verschwinden dieses Kelchs bedürfte noch einer genaueren Untersuchung, wenn ihr mich fragt - möglicherweise wurde dieser ja von den Mönchen mit ins Grab genommen. (Bevor nun aber ganz meine Phantasie mit mir durchgeht und ich womöglich noch Paralellen mit dem Heiligen Gral zu ziehen beginne, zügle ich mich lieber und wechsle das Thema.)
Bezüglich der Wetterkapriolen möchte ich nur anmerken, dass ich euch vor der Hinterhältigkeit des Frühlings schon ausgiebig gewarnt habe. Bei uns hat er sich gestern auch wieder gründlich ausgetobt - Regen, Sonne, Blitz, Donner und Hagel gab es und das Alles abwechselnd. Man könnte fast meinen, der Lenz steckt noch in der Übungsphase, als wäre ihm noch nicht beigebracht worden, wie er sich gefälligst zu benehmen hat - und das nach all den Jahren Berufserfahrung! Eine Nachschulung wäre da absolut angebracht, wenn ihr mich fragt.
Lieber Michael, lass dich nicht unterkriegen, von diesem wetternden Emporkömmling! Ich bin zwar auch geneigt, von der Winterdepression gleich auf die Frühlingsmüdigkeit (und von dieser wiederum ins Sommerloch) überzugehen, doch die Genugtuung will ich dem Klima und dessen Sprunghaftigkeit gar nicht erst lassen. Schön zu hören jedenfalls, dass es dir wieder besser geht! Bezüglich des roten Fadens musst du dir wirklich keine Gedanken machen - wir nehmen alle Fäden, die wir finden und stricken sie zu einem bunten Pullover (eine Strick-Metapher ausgerechnet von der Handarbeits-phobikerin, du meine Güte!), je mehr Hände mitstricken umso besser und umso schöner das Ergebnis - auf ein Muster wird hier nicht geachtet, oder Reiner?
Jetzt muss ich noch ein paar Worte zur Verteidigung des Horror(film)s verlieren:
der Horror härtet mich ab für das Leben das Leben härtet mich ab für den Horror irgendwann werde ich so hart sein, dass sich rechtsradikale Zombies an mir die Zähne ausbeißen
schrieb ich mal unter dem Titel "Worst Case Scenario" in mein Notizbüchlein. Psychologisch gesehen, deute ich mein persönliches Verhältnis zu diesem Genre zumindest so - als Vorbereitung bzw. Abhärtung für mögliche Schrecken bzw. als Teststrecke für den Umgang mit der eigenen Angst und deren Ausformungen. Natürlich kommt da noch der Spaß am sich Erschrecken, Gruseln, Ekeln dazu und in Grundzügen sicher auch eine gewisse voyeuristisch-sadistische Schadenfreude. Ausserdem denke ich, dass sich der fiktive Horror auch sehr äquivalent zum realen Horror verhält - je grausamer die Welt in der wir leben sich uns darstellt, desto grausamer wird sich auch die fiktive Welt in Film und Fernsehen zeigen. Man könnte also sagen, dass eine Welt wünschenswert wäre, in der das Genre Horror nicht mehr benötigt wird, um die Realität zu spiegeln - auch ich würde mir das wünschen, halte es allerdings für äußerst unwahrscheinlich. So bleibt mir weiterhin der "Filmgenuss" als Flucht vor der oftmals noch viel grausameren Wirklichkeit - oder, wie eine Dokumentation zum Thema Horror diesen mal bezeichnete: als "Trainingslager für die Seele".
(Ja, man merkt, dass ich ein "Freak" bin, ich will es auch gar nicht leugnen oder verheimlichen.. )
Mit Singvogelanekdoten kann ich leider nicht dienen, ich folge euren aber umso lieber.
Achja, zum Thema Vögel kann ich schon auch etwas beitragen, wie mir grad einfällt, nachdem meine Bett-und-Tisch-Teilerin auf ihrem nächtlichen Arbeitseinsatz den Morsezeichen von drei Spechten lauschen durfte.. (Obwohl ich mir nun nicht sicher bin, ob Spechte zu den Singvögel zählen, oder ob man für sie nicht eine eigene Kategorie der "Klopfvögel" einführen sollte.) Eine Spechtbegegnung der unheimlichen Art hatte ich nämlich einmal vor einigen Jahren (als ich noch den elterlichen Hof bewohnte, inklusive ausgedehnter Grünflächen ringsum). Damals wurde ich nämlich des morgens unsanft geweckt - ausnahmsweise nicht durch Kräh- und Gackerlaute des Hühnerviehs, sondern durch lautes Klopfen an meine Fensterscheibe (die sich, nebenbei bemerkt, im ersten Stock des Gebäudes befand). Als ich schlaftrunken nach dem Verursacher jener Störgeräusche suchte, sah ich, dass ein Buntspecht, an die Holzstreben des Fensters festgeklammert, gegen die Scheiben eben jenes hämmerte und sich auch durch meine Morgenerscheinung nicht sonderlich gestört fühlte. Als ich dem Specht schon das Gehirn eines seiner weitverbreiteten, kleinen gefiederten Verwandten unterstellen wollte, bemerkte ich den Grund für seine Bemühungen, mir den Schlaf zu rauben. An der Fensterinnenseite gaukelte nämlich ein Nachtfalter, den sich der Specht offenbar als Frühstück auserkoren hatte - blöd nur, dass er scheinbar nicht merkte, dass der Falter zwar nah aber, durch die trennende Fensterscheibe, doch unerreichbar war. Zum Glück für mein Fenster, sah der Specht die Hoffnungslosigkeit seines Unterfangens aber dann doch bald ein und flog wieder von dannen. Auch wenn ich ihm noch gerne weiter zugesehen hätte, war ich doch froh über die Unversehrtheit meines Fensters (und gleichermaßen erstaunt, da ein holzstämmezersetzender Schnabel meines Erachtens nach leicht das dünne, einfach Fensterglas durchdringen hätte müssen) und über die Möglichkeit, meinen Schönheitsschlaf wieder fortzusetzen.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen viele schöne frühlingshafte Tierbegegnungen der friedlichen Art und einen schönen Samstagabend nebst ebensolchem Sonntag!
Karin R. Gasch
(Ich bin nicht gewillt, meine Identität so schnell preiszugeben, noch dazu, nachdem ich mich auf eure Spürnasen verlassen kann, die dieses Rätsel ohnehin von selbst lösen können - nur als kleiner Tipp nebenbei: das "R" steht für eine leicht abgeänderte Version des Namens einer Trockenfrucht, die ich schon seit frühester Kindheit verabscheue - umso einleuchtender dürfte auch meine Abneigung gegen eben diesen Namen sein. Im Übrigen ist der Name auch gar nicht offiziell in meiner Geburtsurkunde eingetragen - lediglich in meinem Taufschein, der unter mysteriösen Umständen verschwand - und somit auch nicht aktenkundig. Aufgrund dessen werde ich seine Existenz auch weiterhin verschweigen und jegliche Hinweise und Geständnisse meinerseits im Ernstfall leugnen.)
PS: Lieber Reiner, es gibt nichts zu danken, die Zeit lässt sich gerne nehmen (und das mit dem Geist und Witz ist reiner Zufall und Auslegungssache nebenbei). Die Dankbarkeit ist im Übrigen ganz meinerseits - ohne Gesprächspartner wäre das hier nicht mal halb so spannend (denn Selbstgespräche können zwar auch ganz unterhaltsam sein, sind aber doch meist sehr einseitig)!
Zu deinem Großvater möchte ich noch sagen, dass ich seinen Namen recht kleidsam finde - auch in der Kombination mit "Reiner". An meinen Großvater habe ich kaum mehr Erinnerungen, allerdings weiß ich aus Erzählungen, dass er gerne Geschichten erzählte und gerne Kinder erschreckte - meist in Kombination (etwas, womit ich mich selbst auch ganz gut identifizieren kann)..
Lieber Michael, soweit ich weiß, gibt es in Wien nur eine Vorwahlnummer (nämlich "01"), bei Anrufen aus dem Ausland müsste aber natürlich noch die Landesvorwahl "0043" vorn angehängt werden - für all jene, die nun die Wiener Gerichtsmedizin mit Fragen nach importierten Kühlschränken und deren Inhalt bombardieren wollen.._________________ (,,,) (,,,) (,,,) (,,,)solange die worte mich finden
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