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wo GOTT wohnt
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Autor:  MarlenesGedicht [ 1. Feb 2012, 21:02 ]
Betreff des Beitrags:  wo GOTT wohnt

zwei brüder wohnten einst auf dem berg morija. der jüngere war verheiratet und hatte kinder. der ältere war unverheiratet und allein. die beiden brüder arbeiteten zusammen. sie pflügten beide die felder und streuten gemeinsam das saatgut auf das land. zur zeit der ernte brachten sie das getreide ein und teilten die garben in zwei gleich große stöße - für jeden einen stoß garben.

als es nacht geworden war, legte sich jeder der beiden brüder bei seinen garben zum schlafen nieder. der ältere aber konnte keine ruhe finden und dachte bei sich: "mein bruder hat familie. ich dagegen bin allein und ohne kinder, und doch habe ich gleich viele garben genommen wie er. das ist nicht recht!" er stand auf und nahm von seinen garben und schickte sie heimlich und leise zu den garben seines bruders. dann legte er sich wieder hin und schlief ein.

in derselben nacht, geraume zeit später, erwachte der jüngere. auch er musste an seinen bruder denken und sprach in seinem herzen: "mein bruder ist allein und hat keine kinder. wer wird in seinen alten tagen für ihn sorgen?" und er stand auf, nahm von seinen garben und trug sie heimlich und leise hinüber zu dem stoß des älteren.

als es tag wurde, erhoben sich die beiden brüder. jeder war erstaunt, dass die garbenstöße gleich hoch waren wie am abend zuvor. jedoch sagte keiner zum anderen ein wort. in der zweiten nacht wartete jeder ein weilchen, bis er den anderen schlafen wähnte. dann erhoben sich beide und jeder nahm von seinen garben, um sie zum stoß des anderen zu tragen.

auf halbem weg trafen sie aufeinander, und jeder erkannte, wie gut es der andere mit ihm meinte. da ließen sie ihre garben fallen und umarmten einander in herzlicher und brüderlicher liebe.

gott im himmel aber schaute auf sie herab und sprach: "dieser ort ist mir heilig. hier will ich unter den menschen wohnen!" (nach nicolai erdelyi)
"das ist mein gebot, dass ihr euch untereinander liebet, gleich wie ich euch liebe ..." (johannes 15, 12)

quelle: axel kühner - das große textarchiv 208

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