Blaetterbuche

Unter dem Kastanienbaum

Seufzend rappel ich mich auf.
Gerade noch so sehe ich das letzte Stück der glutroten Sonne hinter den Vogesen untergehen. Verschleiert durch die salzige Nässe in meinen Augen.

Wie lange mag ich wohl schon wieder hier gesessen haben, unter der langsam bräunenden Blätterpracht des Kastanienbaumes, mein Rücken an seinem Stamm gelehnt?
Es müssen Stunden gewesen sein, doch genauer kann ich mir diese Frage nicht beantworten. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren...

Genau wie dich meine kleine, liebe Maus,
mein ganzer Stolz,
mein einziges Kind.

Hier unter diesem Kastanienbaum sah ich dich zum letzten Mal. Du krochst durch das Gras und sammeltest eifrig die frisch gefallenen Kastanien in deine Tüte ein.
Ich sah dir zu,
half dir beim Einsammeln,
spürte mich in deine kindliche Begeisterung hinein,
genoss dein fröhliches Lachen...

Bis mein Handy klingelte. Ich ging dran und entfernte mich wenige Schritte von dir. Meine gesamte Aufmerksamkeit war für diesen Moment auf den Anrufer gerichtet. Drei Minuten, die ich meinem Chef widmete...
Es waren drei Minuten zu viel.

Nun stehe ich völlig ausgelaugt, den Blick noch zum Horizont gebannt gerichtet, als könntest du jeden Augenblick hinter der immer blasser werdenden Abendröte auftauchen, freudig meine Hand ergreifen, mit der anderen deine Tüte mit den Kastanien tragen und mich weg bringen von diesem Ort, hier unter dem Kastanienbaum.

lieber markus,

ein guter einstand : ))

wenn man für einen moment
das kleine kind aus den augen
verliert ...

ist der schreck groß,
wohin ist es plötzlich
verschwunden?

schwärzeste ängste
plagen die eltern
es könnte so sein
wie in deiner geschichte ...

zum glück
geht es in der wirklichkeit
dann doch meistens gut aus

die kinder entfernen sich spielend
und kommen wieder nach hause

glg
chris

Liebe Chris,

danke dir für deine Rückmeldung!
In den meisten Fällen geht sowas Gut aus. In diesem Fall aber eher nicht. Natürlich könnte das Kind noch auftauchen, was ich für das LyrIch auch hoffe.
Der Text ist mein absoluter Favorit von allem, was ich je geschrieben habe

LG Markus

... so ist es,
gerade das düstere ende
der geschichte,
lässt uns leser spüren,
wie wertvoll
die guten erfahrungen sind

Man sollte die guten Erfahrungen immer festhalten,
sonst lösen sie sich irgendwann langsam auf.

LG Markus

hallo markus,

entgegen den gewohnheiten: dein kommentar, dein
letzter - auch die schlechten erfahrungen verdienen
irgendwo und irgendwie einen platz. vielleicht nutzen
sie irgendwann einmal zu guten erinnerungen.
aber es ist wirklich so; feshalten von allem.
ich glaube der wichtigste grund für unser aller schreiben...

grüße in den breisgau,

reiner

Lieber reiner,

ich habe Probleme, das Negative und die schlechten Erfahrungen, zu akzeptieren,
geschweige denn, ihnen einen Platz zu schenken, bei dem sie weiter existieren können.
Ich werde aber mein Bestes geben, dies irgendwann zu können.

Festhalten ist einer der wichtigsten Kriterien zum Schreiben. Für mich.

LG Markus

hallo markus,

das problem teilen wir alle, und wahrscheinlich
können wir auch gar nicht anders als menschen.
aber so ganz will ich die hoffnung nicht aufgeben:
daß sogar die schlechteste erfahrung für irgendetwas
nützlich ist irgendwann.

grüße für dich,

reiner

Eine gute Hoffnung. Halte an ihr fest.
Ich versuche es auch. Nicht krampfhaft aber mit Tatendrang.

LG Markus

hallo markus,

das würde so wahrscheinlich auch so
nicht funktionieren. bei keinem von
uns, also wieder einmal ist die geduld
gefragt...

ein sommertag geht zu ende,
und daß im april..

einen gruß zu dir,
reiner